In den 20ern und 30ern wurden die meisten Stationen der „Subte“, der Untergrundbahn von Buenos Aires gebaut. Ein Radio KIT Argentinien Special. (Bild: Thomas Hobbs)
Paris unter dem Kreuz des Südens
Leben und studieren in Buenos Aires
„Sie erscheinen um elf Uhr nachts, kommen aus obskuren Gegenden der Stadt, ruhig und selbstsicher, allein oder zu zweit, die Macker in engsitzenden karierten oder schwarzen Anzügen, das kräftige Haar mit viel Fleiß gebändigt, tropfend von Brillantine, die im Licht blau und rosa schillert, die Frauen mit enormen Hochfrisuren.“ So beschreibt der argentinische Schriftsteller Julio Cortázar in den fünfziger Jahren die Nachtschattengewächse in einer der vielen Milongas in Buenos Aires. Die Milonga ist das traditionelle Tango-Lokal in der argentinischen Metropole und auch heute noch kann man unzählige von ihnen in den Altstadtvierteln entdecken. Aber das Lebensgefühl der Porteños, der Einwohner von Buenos Aires, umfasst mehr als nur den Tango und seine eigenartige Mischung aus südamerikanischer Leidenschaft und europäischen Ursprüngen. Überhaupt ist Argentinien das wohl europäischste Land des Cono Sur, wie ein weiterer berühmter Argentinier, Ché Guevara, feststellen musste, als er sich zu seiner Motorradreise durch Südamerika aufmachte. Die argentinische Hauptstadt nimmt für sich in Anspruch, ein Art Paris unter dem Kreuz des Südens zu sein. Der argentinische KIT Stipendiat José Ariel Savarese erzählt im Gespräch mit Judith Böseke vom Leben und Studieren in der Metropole am Rio de la Plata. Und einen kleinen Einblick in die argentinische Musikszene gibt es auch.
Beitrag von Judith Böseke und José Ariel Savarese
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Parallelwelten
Slums in Buenos Aires
Es sind zwei Parallelwelten: die Avenida del Libertador mit ihren glitzernden Shopping Malls, Kunstmuseen, marmorverkleideten Apartmentgebäuden und nur einen Steinwurf weiter über der Bahnlinie die Villas Miserias, die Slums. Vor vielen Jahrzehnten schon stellte Jorge Luis Borges fest: „Jenseits der Avenida Rivadavia beginnt der Süden der Armut.“ Extreme soziale Ungleichheit hält bis heute auch die europäischste Metropole Südamerikas fest in ihrem Griff. Selbst der relative Wirtschaftsboom der sogenannten „Kirchner-Jahre“ (Nestor Kirchner und seine Witwe Cristina Kirchner regieren das Land als Präsidenten seit 2003) konnte daran nichts ändern. Jetzt kehrt das Schreckgespenst der großen Krise von 2001/02, die Inflation, zurück. Im Januar erreichte sie offiziell fast 4%, das bedeutet aufs Jahr umgerechnet weit über 50%. Im Radio KIT Argentinien Special geht es auch um die chronischen Wirtschaftsprobleme des Agrarlandes Argentinien.
Beitrag von Judith Böseke und José Ariel Savarese
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Murga Barrial
Der Straßenkarneval in Buenos Aires
Den Karneval in Rio kennt jedes Kind. Aber auch Buenos Aires hat seinen Straßenkarneval. Immerhin 40 von afrikanischen Rhythmen begleitete Umzüge ziehen durch viele Stadtviertel. Murga barrial heißt das und ist möglicherweise viel authentischer als der Karneval in Rio, der schon weitgehend zum Tourismus-Geschäft geworden ist. In der Vergangenheit haben die zahlreichen Diktatoren des Landes immer wieder versucht, ihn zu verbieten. Aber er hat alle überlebt und gehört seit 1997 zum Weltkulturerbe. Auf Radio KIT am „schmutzigen Donnerstag“ ist in unserem Argentinien Special natürlich auch die Rede vom Karneval.
Beitrag von Judith Böseke und José Ariel Savarese
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